Der seelenlose Mensch unserer Tage

12.12.2023

Der Mensch ist, seit der Zeit seines im Anfang feinstofflichen Erscheinens auf Erden, ein beherrschter Sklave seiner niederen Gefühle und niederen Gedanken (E-Motionen), weil ihm die Erkenntnis seines höheren Verstandes nicht blockadefrei zufließt. Erkenntniskräfte, die sein göttlicher Genius im Kern der Seele bereithält.

Die Unwissenheit des Menschen hinsichtlich der elementaren Struktur seiner eigenen Wesenheit, des wahres ICHs, ist einer der Gründe, weshalb der größte Teil der Menschheit 'seelenlos' lebt und handelt, die Welt über persönliche Macht- und Begierden-Gelüste tiefer und tiefer ins Chaos stürzt.

Das bekannte Sprichwort: 

«Wer nicht hören will, muss fühlen»,

bekommt in diesem Sinne eine tiefwurzelnde Bedeutung.

Weshalb auch Siddhartha Gautama, der Buddha, schon zu sagen wusste:

«Der Mensch leidet, weil er unwissend ist».

Damit jedoch der Begriff 'seelenlos' nicht missverstanden wird, sollten wir zunächst klären, was überhaupt mit 'SEELE' gemeint ist, denn auch hierzu existiert viel Halb- oder Nichtwissen.

In der überlieferten Weisheitslehre, die bereits in ältesten Kulturen gelehrt wurde, wird die 'Seele' als ein 'Träger' (in Sanskrit: 'upâdhi') beschrieben. Eine 'Seele' ist demzufolge 'Träger' oder 'Hülle' einer geistig-spirituellen Wesenheit. Sie ist der 'Pilger' der zyklisch anwachsende Erfahrungen, in unterschiedlich schwingenden universalen Sphären und Welten, sammelt und schrittweise evolviert. Dies alles, um das 'Selbst-Bewusstsein seines individuellen göttlichen Genius', welcher sich selbst in den Stoff der unterschiedlichen 'Bewusstseins-Träger und -Formen' eingehüllt hat, schrittweise zu vervollkommnen. Eine solche geistige Wesenheit kann sich nur über elementstoffliche 'Träger', wie beispielsweise eine 'Seele', in der physischen Welt manifestieren und ausdrücken. Sie sammelt ihre seelenspezifisch zyklischen Erfahrungen, veredelt diese während einer Ruheperiode in den höheren Sphären (Devachan oder Himmelswelt genannt), und speichert jene 'veredelten Früchte' in den 'Grundstoff-Elementen' ihres unsterblichen Seelenspeichers, quasi als eine Art von 'Erntesamen', den es - in den nachfolgenden Zyklen auf Erden -, weiterzuentwickeln gilt.

Die Weisheitslehre sagt: 

«Wenn ein Mensch von den lebendigen spirituellen und intellektuellen feurigen Energien erfüllt ist, die aus seinem inneren göttlichen Genius in sein Gehirngemüt fluten, ist er ein "beseeltes" Wesen. Können aber diese feurigen Energien das Gehirngemüt nicht erreichen und können sie sich daher im Leben eines Menschen nicht manifestieren, ist unschwer zu verstehen, dass das Resultat eine Wesenheit ist, die als ,,seelenlos" bezeichnet wird. Ein guter Mensch, der ehrenwert, loyal, mitfühlend, strebsam und gütig ist, ein aufrichtiges Herz hat, ist ein "beseelter" Mensch; ein Buddha ist vollständig beseelt; und zwischen beiden gibt es all die vielen Zwischenstufen. »

Der Ausdruck 'seelenlose Menschen' ist daher ein Fachausdruck. Er bezeichnet Menschen, die noch, wenn auch im allgemeinen gänzlich unbewusst, mit der geistig-spirituellen Essenz ihres Wesens verbunden sind, dies aber eben nicht 'selbst-bewusst' und in Unwissenheit. Sie leben zum großen Teil in ihrem physischen Gehirngemüt sowie in den Bereichen ihres physischen Sinnenbewusstseins und wenden sich mit Vergnügen den Frivolitäten des Lebens zu.

Sie haben das allgemeine Empfinden für Ehre und dergleichen, weil es eine Übereinkunft, eine Konvention ist, ergo zum guten Ton gehört; doch das tiefe innere Feuer der Sehnsucht, die lebendige Wärme, die dem höheren oder minderen Grad der Verbindung mit dem inneren göttlichen Genius angehört, kennen sie nicht. Daher sind sie 'seelenlos', weil der 'unsterbliche Teil ihrer Seele' nicht mit feuriger Energie in ihnen und durch sie wirken kann.

Zum besseren Verständnis einer 'Geist-Seele-Mensch-Wesenheit', ist es unerlässlich, auch die unterschiedlichen Gradzustände des 'relativen Bewusstseins' zu klären. 'Relativ' deshalb, weil es sich im Vergleich zum 'absoluten Bewusstsein', in und mit den in der Vielfalt der Natur evolvierenden Ausdrucksformen stetig wandelt, absteigt oder aufsteigt, je nach dem Zyklus der Notwendigkeit.

Unterschiedliche Grade oder Aggregatzustände beruhen auf unterschiedlich hohen Schwingungs-, Frequenz- und Dichte-Grad-Verhältnissen der Träger-Stoffe (ergo auch der 'Seelen'), der Formen, Hüllen und Körper wie ihrer zusammensetzenden Atome, Moleküle, Zellen etc. ... Hierbei ist ausdrücklich zu betonen und hervorzuheben, dass es nicht nur physische Elemente, Atome, Moleküle, Zellen gibt, sondern analog existieren und wirken diese auf allen sieben kosmisch-universalen Ebenen, in allen unterschiedlich schwingenden, sichtbaren wie unsichtbaren Sphären und Formen.

So auch das physische 'Element Wasser', das der Allgemeinheit in der Elementverbindung H2O, sprich Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H), bekannt ist, in drei unterschiedlichen Aggregatzuständen, als 'flüssig' und sichtbar, wenn es nicht zu klar ist; als 'festes' Eis, ebenfalls sichtbar, wenn nicht zu klar und zu filmartig dünn; und als 'gasförmiger' Wasserdampf, der nur sichtbar ist, wenn er nicht farblos und überhitzt ist.

Alle Elemente sprich Bausteine der Formen, Hüllen und Körper sind 'Bewusstseins-Träger', und alle unterliegen unterschiedlichen Schwingungs- und Aggregat-Zuständen, wobei es über die drei zuvor genannten Zustände hinaus, noch weitaus mehr Zustände gibt, mit höheren Schwingungsfrequenzen. Beispielhaft zu nennen sind: Wärme, Strahlen, Farben, Licht, Schall, etc. …

Jede sichtbare wie nichtsichtbare Form, jeder sichtbare wie nichtsichtbare Körper, wird also aus einer Vielzahl unterschiedlich schwingender Elementbausteine zusammengesetzt, die sich von einer universalen Schwingungsebene zu einer anderen fortentwickeln, und zwar in und über alle sieben kosmisch-universale Sphären und Welten.

Die unterste Schwingungsebene, ist die 'physische Sinnen-Welt-Ebene', die Welt der physisch sichtbaren Körper.

Die oberste Schwingungsebene, also diejenige mit der höchsten Schwingungs-Frequenz, basiert auf dem reinen Geist- und Ideenstoff des Universums.

Die Schwingungswelten 2 bis 6 entwickeln wiederum ihre eigenen spezifischen Ausdrucksformen für das relative Bewusstsein, aus ihren Element-Bausteinen, die ihrer jeweiligen Schwingungs-Frequenz entsprechen.

Als Fazit bedeutet dies schlussendlich, dass jede der sieben kosmisch-universalen Schwingungswelten, ihre eigenen Element-Formen, -Hüllen, -Körper evolviert, deren Grundelemente alle mit relativem Bewusstsein durchdrungen und überschattet sind. Alle Erscheinungswelten – die sichtbaren wie die unsichtbaren – sind nichts anderes als 'relatives Bewusstsein' in der Vielfalt und Differentiation von Ausdrucksformen; und kein Element ist ohne Bewusstsein.

Für die Erscheinungsformen des 'relativen Bewusstseins', welche von dem Geistwesen eines physischen Menschen (Genius) hervorgebracht und entwickelt werden, ergeben sich folgende einander bedingende und einander durchdringende Bewusstseins-Sphären und -Welten:

  1. Die Sphäre & Welt der individualisierten Geistwesen (Genien/Genius)
  2. Die Sphäre & Welt der Weisheit & Intuition dieser Geistwesen
  3. Die Sphäre & Welt des Intellektes & Verstandes dieser Geistwesen                      
  4. Die Sphäre & Welt personifizierter Gedanken des Menschen                   
  5. Die Sphäre & Welt personifizierter Wünsche & Begierden des Menschen
  6. Die Sphäre & Welt ätherisch-physischer 'Körpermodelle des Menschen'
  7. Die Sphäre & Welt der sichtbaren physischen Menschenkörper

* die ersten drei Ebenen beruhen auf der Unsterblichkeit des Geistes im Individuum, während die Ebenen vier bis sieben die Persona (Griechisch = Maske), in ihren vergänglichen Hüllen und Körpern, hervorbringen. 

Es ist für die natürliche harmonische Entwicklung, sowohl der physischen Person als auch ihres sie überschattenden, unsterblichen, geistigen Individuums, elementar wichtig, in und hinter alledem das grundsätzliche Prinzip des Lebens und Geist-Bewusstseins zu erkennen und nach den Anforderungen der sieben universalen Prinzipien zu leben.

Zu verstehen, dass, auch wenn die Welten einander bedingen und durchdringen, jede Welt, in ihrem jeweiligen 'relativen Bewusstsein', auch allein für sich, auf der jeweiligen Schwingungsebene existiert.

Aus dieser Tatsache wird erkennbar, dass die Mehrheit der Menschheit, unbewusst und unwissend, mit ihrem 'relativen Bewusstsein' in den unteren vier Sphärenwelten festhängt, sprich eingekerkert ist. Es sind Welten, die allesamt zur physisch-sinnlichen Welt hin gravitieren, deren Ausdruck überwiegend in der Manifestation von Begierden und Wünschen liegen, a priori physischer Reichtum, Macht, Machterhalt und Selbstbefriedigung persönlicher Interessen.

Es sind solche Menschen, die in der zeitlosen Weisheit 'seelenlos' genannt werden, weil sie ohne bewusste Verbindung zu ihren höheren Bewusstseinswelten, und damit zu den wahren Potenzialen ihrer 'Geist-Seele' leben. Sie wissen nichts von ihrem wahren, göttlich-geistigen Wesensgenius, doch was viel schlimmer ist, sie wollen allzu oft auch davon weder etwas wissen noch hören.

Sie werden, ohne es zu bewusst zu erkennen, von ihren niederen Gefühlen beherrscht, entbehren jeder Kontrolle, jeder Herrschaft über dieselben. Sie kosten ihre Gefühle, ihre Begierden und Gelüste meist genussvoll aus und fühlen sich in ihrer persönlichen Rolle und in ihrer Lebenssituation angeblich sogar relativ wohl – selbst dann, wenn sie sich und andere damit belügen.

Den 'Verstand', empfinden diese Menschen nicht selten als lästigen 'Gegenspieler' oder 'Spielverderber', weil er oft genug mahnend interveniert, weshalb sie ihn, in den meisten Fällen, einfach negieren respektive abzuschalten suchen. Kein derartig 'Seelenloser' will hören, was ihm sein eigener - und erst recht nicht ein nichteigener - Verstand vermitteln möchte; es sei denn, dieser bestärkt mittels Gedankenübertragung jenes befriedigende Gefühl des gegenwärtigen Momentums.

Natürlich gibt die Weisheitslehre dem Menschen jenes notwendige Wissen preis, wie dieser sein persönliches Bewusstsein auf ganz natürliche Weise anheben kann, um die höheren Seelenaspekte und Bewusstseinssphären und -Welten 'selbst-bewusst' zu transzendieren. Doch das ist wiederum ein neues und sehr spezielles Thema, und wird zudem nur den wahrhaft tiefgründig Studierenden der Weisheitslehre offenbar. Ein Studium, das jeder für sich allein oder aber in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten führen kann.

Der Studienverein zeitlose Weisheit der Theosophischen Gesellschaft Adyar in der Schweiz e.V., heisst jedenfalls alle an einem Studium ernsthaft Interessierten jederzeit herzlich willkommen !  


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